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E-Mobil-Tagebuch (3): Nicht Billig, aber auch nicht preiswert

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Smart durch die CityVier Tage nach Testbeginn haben sich die anfänglichen Reichweitenängste gelegt. Ich weiß jetzt so einigermaßen, was der Peugeot iOn kann – und was nicht: Das 49 kw (umgerechnet 67 PS) starke Elektromobil ist ein Auto für kurze Strecken, das sich in der Stadt wohl fühlt, hier wunderbar im Verkehr mitschwimmt und weder enge Gassen noch schmale Parktaschen scheut. Im Unterschied zum Fahrrad sitzt man trocken und dank sechs Airbags auch sehr sicher, kann zudem bis zu drei weitere Passagiere mitnehmen und in den kleinen Kofferraum auch noch eine Reisetasche oder den Einkaufskorb packen. Autobahnen und bergige Landstraßen hingegen mag das Elektromobil nicht. Da wird der kleine Peugeot schnell zu einem rollenden Verkehrshindernis, wenn der Fahrer nicht den Akku strapazieren möchte oder gerade die Möglichkeit der Technik nutzt, während der Talfahrt Bremsenergie zurückzugewinnen. Auch für die Fahrt in die Ferien taugt der kleine Van nicht, es sei denn, man wohnt direkt hinter dem Deich oder entscheidet sich für eine Stadtranderholung in der Laubenpieperkolonie.   

Der iOn wird vom Hersteller als vielseitig nutzbares Stadtfahrzeug beworben. In Summe darf das Paket aus Auto, Ladung und Insassen allerdings maximal 1450 Kilo wiegen. Das ist deutlich weniger als es auf den ersten Blick erscheint. Denn leer wiegt das gerade einmal 3,48 Meter lange Wägelchen 1195 Kilo. Schuld am hohen Gewicht (mein alter VW Käfer brachte es auf etwas mehr als 800 Kilgramm) hat im wesentlichen die Lithium-Ionen-Batterie, die allein 230 Kilogramm auf die Waage wuchtet. Für die Zuladung verbleiben dadurch nur 255 Kilogramm. Vier Erwachsene im XL-Format könnten den iOn also schon in die Knie zwingen. Da hilft dann nur eine Diät. Eine solche stand wohl auch bei der Entwicklung des iOn im Lastenheft der Peugeot-Ingenieure. Zwar fehlt es dem Zwerg an nichts, die Serienausstattung ist mit den sechs Airbags, mit ABS und ESP, mit Klimaanlage, Sitzheizung und CD-Radio erfreulich umfangreich. Doch um Gewicht zu sparen, fallen Türen und Heckklappe bewusst sehr leicht aus – und entsprechend scheppernd in die Schlösser. Auch die Auskleidung des Innenraums, das aus Hartplastik geformte Cockpit und die labberigen Sitze zeugen vom Bemühen der Konstrukteure, Gewicht und Kosten zu sparen.Elektroauto an der Tankstelle: Der Preis ist heiß

Dennoch ist der iOn alles andere als ein Billigauto. Peugeot bietet das Elektromobil ausschließlich im Full-Service-Leasing, also inklusive Wartung, für 491 Euro im Monat an. Der Vertrag sieht eine Haltedauer von vier Jahren und eine Jahresfahrleistung von 10000 Kilometer vor. Wer den Stromer käulich erwerben möchte, muss zu den Schwestermodellen Citroen C-Zero für 35.164 Euro oder zum Mitsubishi i-MiEV für 34.350 Euro greifen. Für den gleichen Preis gäbe es auch einen BMW 320d mit 135 kw (184 PS) starkem Dieselmotor und Basisausstattung oder einen VW Passat Variant in Topausstattung und umweltfreundlichem Blue-Motion Diesel (103 Kw Leistung) – beide Fahrzeuge begnügen sich im Schnitt mit rund 4,5 Litern Sprit. 

Damit sind wir schon mitten drin in der  Wirtschaftlichkeitsrechnung. Der Liter Diesel kostet aktuell 1,40 Euro, bei einem Verbrauch von 4,5 Litern schlägt eine Fahrt über 100 Kilometer mit den konventionell angetriebenen Autos mit 6,30 Euro zu Buche. Der Peugeot iOn saugt über Nacht im Schnitt rund 17 Kilowattstunden Strom aus dem Netz. Bei einem Preis von 25 Cent etwa beim Stromlieferanten Yello (aus fossilen, nuklearen und regenerativen Quellen gewonnen) liegen die reinen Verbrauchskosten bei 4,25 Euro pro 100 Kilometer.  Hier wird klar: Ein Elektromobil rechnet sich nicht. Jedenfalls nicht für Normalsterbliche, die ihren Strom nicht selbst produzieren, sondern aus der Steckdose vom RWE oder vom Stadtwerk beziehen. Erschwerend kommt hinzu, dass sich heute nicht seriös ausrechnen lässt, was sich in vier Jahren auf dem Gebrauchtwagenmarkt noch für ein Elektromobil des Jahrgangs 2010 erlösen lässt, dessen Batterie bereits 4000 Ladezyklen auf dem Buckel hat und mit Sicherheit dann nicht mehr Stand der Technik ist. Von einem Kauf eines Elektromobils ist deshalb dringend abzuraten. Das Leasingmodell von Peugeot macht dann schon mehr Sinn – um Restwert und Vermarktung muss man sich dann keine Gedanken machen.


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